Hier im ehemaligen Siedlungsgebiet der Wolgadeutschen stand fast in jedem Dorf eine katholische oder evangelische Kirche. Manche wurden in kommunistischer Zeit zerstört oder zweckentfremdet benutzt. Heute erinnern noch manche Kirchruinen an das einst blühende kirchliche Leben. Ein kirchliches Zentrum bildete der Ort Mariental mit seinerzeit 7000 Gemeindemitgliedern. Die Kirche, die heute nur noch als Ruine steht, trägt das Patronat „Mariä Himmelfahrt“. Aus diesem Grund werden wir morgen, gemeinsam mit Saratovern Gemeindemitgliedern 16 km zu Fuß von Raskatovo durch die Steppe nach Marienthal pilgern. Eine Station auf dem Pilgerweg wird die ehemalige Siedlung Herzog sein, von der heute nur noch ein kleiner Friedhof übriggeblieben ist. Nach dem Brand der hölzeren Kirche im Jahr 1894 baute man zunächst ein Provisorium, da die Dorfbewohner in der Steppe wenig bemittelt waren. Doch schon bald begannen die Gläubigen Geld zu sammeln, eine Ziegelei aufzubauen und kirchliches Gelände zu verpachten. So konnte schließlich nach 13 Jahren diese die Dorfhäuser hoch überragende Kirche zum Hl. Ulrich gebaut werden (Foto) und immerhin wenigstens 10 Jahre in Freiheit genutzt werden, bevor die Bolschewiken ihr zerstörerisches Werk begannen.
